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DVMF im Gespräch mit Tobias Hierl 

Interview mit dem Landestrainer Bayern

Tobias Hierl ist nicht nur Landestrainer Bayern, er wurde zuletzt auch neues Mitglied im Sportausschuss des DVMF. Wir gratulieren also zu Beginn nicht nur für seine Stelle als  Landestrainer, sondern auch für seinen neuen Posten im Sportausschuss. Sein großes Engagement für den Modernen Fünfkampf wird immer wieder deutlich, auch im folgenden Interview. Mit Tobias sprechen wir nun über seine Karriere im Fünfkampf, seinen Weg zu der Landestrainerstelle und was für den Bayerischen Landesverband für Modernen Fünfkampf (BLMV) in den kommenden Jahren auf dem Programm steht. 

 

Hallo Tobias, herzlichen Glückwunsch zum neuen Aufgabenfeld! Wir möchten dich unseren Leser:innen gern einmal vorstellen. Warst du schon immer sportbegeistert? Und wie kamst du zum Modernen Fünfkampf? 

Im Grundschulalter habe ich leistungsorientiert mit dem Schwimmen angefangen, in meinem Heimverein in Nürnberg. Später habe ich angefangen, auch Handball zu spielen. So lange ich denken kann, habe ich Sport gemacht, mal Tennis gespielt, mal Leichtathletik gemacht; also die Vielseitigkeit hat mir schon immer besonders Spaß gebracht. Dann sind meine Geschwister über ein Ferienprogramm zum Modernen Fünfkampf gekommen. Dort haben sie Fechten und Schießen trainiert und da hat es nicht lange gedauert, bis die jüngeren Brüder nachziehen wollten. Also bin ich zum Training mitgegangen, das war 2011, und es hat mir gleich super viel Spaß gebracht. Ich habe mich schnell verbessert und irgendwann stand ich dann vor der Entscheidung, ob ich leistungsorientiert Handball weiterspiele oder mit dem Modernen Fünfkampf weitermache. Das Problem hat sich von alleine gelöst, weil sich meine Handballmannschaft auflöste. Dann habe ich ambitioniert Modernen Fünfkampf gemacht, war auch ein Jahr in England auf einer Sportschule. In dieser Zeit war der Höhepunkt meiner sportlichen Karriere. Zurück in Deutschland habe ich mich stärker auf die Schule und das Abitur konzentriert. Toll war, dass ich 2017 für die U19 Europameisterschaft (EM), damals hieß es noch Jugend A EM, nominiert war und bei den Deutschen Meisterschaften den dritten Platz bei den Junioren belegt habe. Danach war für mich die aktive Karriere vorbei. Kurz darauf habe ich gleich als Trainer in meiner alten Schule angefangen. Nachdem ich also ein bisschen Trainerluft geschnuppert hatte, ging es in die nächste Etappe in meiner Trainerkarriere in meinem Heimverein, wo ich schon Handball gespielt hatte und im Schwimmen aktiv war. 

Du warst also schon immer engagiert. Was hat sich für dich verändert seit du Landestrainer bist? 

Seit ich mit meiner aktiven Karriere aufgehört habe, war ich sofort als Vereinstrainer tätig. Ich habe also davor schon etwa 10 Stunden die Woche ehrenamtlich gearbeitet. Jetzt arbeite ich eben einfach ein bisschen öfter, außerdem nicht mehr nur auf meinen Heimverein in Nürnberg bezogen, sondern auf ganz Bayern und dafür nicht mehr ehrenamtlich.
Da ich langfristig eher einen Beruf in der Wirtschaft anstrebe, ist die Landestrainerstelle für mich im sportlichen Bereich auch kein Sprungbrett, sondern eher ein Versuch, den bayerischen Landesverband mit meiner Unterstützung ein bisschen weiterzubringen. Danach gebe ich gerne alles, was ich bis dahin erarbeiten konnte, an einen guten Nachfolger oder an eine gute Nachfolgerin weiter. 

Wie bist du an die Stelle gekommen? 

Wie gesagt, ich bin schon länger als Trainer tätig. Ich glaube, 2018 habe ich an meiner ehemaligen Schule in Nürnberg eine kleine Fünfkampfgruppe ins Leben gerufen, aus der sich mittlerweile eine große Trainingsgruppe entwickelt hat, die regelmäßig zusammen trainiert. Mein Engagement war natürlich zeitintensiv und fordert ein effektives Zeitmanagement und sehr gute Organisationsfähigkeiten, damit ich meinen Verpflichtungen im Studium und als Werkstudenten nachkommen konnte. Durch Zufall habe ich dann zeitgleich zu der Ausschreibung der Landestrainerstelle meinen alten Werkstudentenjob gekündigt, sodass ich mich bewerben konnte. Ich dachte, das könnte eigentlich gut passen, immerhin bin ich schon involviert, kenne mich gut aus und kenne fast alle Fünfkämpfer*innen in Bayern, die aktuell aktiv sind. Also habe ich mich beworben und freue mich, dass ich die Stelle auch bekommen habe. 

Was steht momentan auf deinem Plan? 

Auf der einen Seite will ich so viel Training geben wie möglich, auf der anderen Seite steht auch viel Organisation auf dem Programm. In vielen Vereinen muss aufgrund der Pandemie das regelmäßige Training erst wieder aufgebaut werden, dafür entwickeln wir also neue Konzepte. Dazu gibt es auch ein paar neuere Vereine, denen wir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir arbeiten mittlerweile mit Schulen zusammen, können dort Training anbieten und das funktioniert super. Das wollen wir zum Beispiel auf Hochschulen ausweiten und Uni-Sport Trainingsgruppen gründen. Leider ist das coronabedingt im Moment schwierig. Um es also einmal zusammenzufassen: Wir haben viele Ideen, die wir nach und nach in die Tat umsetzen. Ich hoffe also, dass ich den BLMF durch meine Arbeit ein bisschen weiterbringen kann. 

Du sagst, du möchtest den BLMF weiterbringen. Hast du dir die Verbreitung des Modernen Fünfkampfs zum primären Vorhaben gemacht oder gibt es auch sportliche Ziele auf deiner Agenda? 

In die Spitzenförderung der Athlet*innen bin ich nicht so stark involviert. In meinen Zuständigkeitsbereich fällt in erster Linie die Suche nach Nachwuchssportler*innen, um das mal ganz allgemein zu sagen. Vereine, die schon Modernen Fünfkampf anbieten, unterstütze ich dabei, mehr Sportler*innen zu finden. Zum Beispiel durch Kooperationen mit Schulen oder anderen Sportabteilungen. Außerdem wollen wir neue Abteilungen unterstützen. Wir möchten Vereine darin stärken, Modernen Fünfkampf anzubieten und damit mehr Mitglieder zu generieren. Da sehe ich es absolut als mein Ziel, den Modernen Fünfkampf in Bayern generell bekannter zu machen und die Vereine so zu unterstützen, dass in Bayern weitestgehend flächendeckend Moderner Fünfkampf angeboten wird. Natürlich wird das nicht für jedes Dorf funktionieren, aber zumindest für die entsprechend nächstgrößere Stadt. Ich möchte also langfristig versuchen, eine breite Masse an bayerischen Fünfkämpfer*innen aufzubauen, die dann auch an der deutschen Spitze wieder etwas erreichen können. Diese Spitzenförderung ist allerdings, wie auch schon gesagt, nicht das Ziel für 2022, das wird erst später in Angriff genommen. 

Gibt es besondere Herausforderung, die du meistern musst? 

Eine besondere Herausforderung ist auf jeden Fall die Größe dieses Bundeslandes und damit auch, dass die Vereine so verstreut sind. Ich bin tatsächlich jede Woche mindestens 500 Kilometer auf Bayerns Straßen unterwegs. Man kann die Fahrten zwar ganz gut mit Telefonaten füllen, aber trotzdem geht natürlich viel Zeit auf der Straße verloren. Die zweite Herausforderung betrifft tatsächlich auch eine weitere zeitliche Komponente. Ich würde am liebsten noch viel mehr machen, möchte aber mein Studium auch noch erfolgreich abschließen, das heißt ich muss meine Zeit sehr gut managen. 

Mit welcher Erwartungshaltung gehst du speziell in die kommende Saison? 

Für uns in Bayern sind die Bayerischen Meisterschaften Anfang April der nächste wichtige Wettkampf. Diesbezüglich ist klares Ziel, dass alle neuen Athlet*innen die Disziplinen beherrschen, die sie in ihrem Jahrgang machen müssen, sodass sie erfolgreich teilnehmen können. Saisonhöhepunkt für die ambitionierten neuen Talente ist dann die Deutsche Laser-Run Meisterschaft, die aufgrund des Eventcharakters perfekt für den leitungssportorientierten Wettkampfeinstieg für viele geeignet ist und die ich letztes Jahr auch schon organisiert habe. Da möchten wir mit einer großen Gruppe anreisen und zeigen, dass Bayern viele und konkurrenzfähige Athlet*innen hat. Später im Jahr, zur Süddeutschen Meisterschaft Ende September, ist dann das Ziel, dass die Athlet*innen, die bis zum Sommer alle hoffentlich gefunden und in Vereinen untergebracht sind, auf jeden Fall die meisten Titel holen. Die Süddeutschen Meisterschaften wollen wir also nutzen, um ein Statement für die nächsten Jahre zu setzen, und um zu zeigen: Wir sind nicht nur viele Athlet*innen, sondern auch auf bestem Wege zur Konkurrenzfähigkeit an der deutschen Spitze.  

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg! 

 

Redaktion: Presse DVMF 

Foto: BLMF